Die Kemperorgel (von 1965)

Geschichte der Orgel

Nach dem zweiten Weltkrieg dauerte es 20 Jahre, bis St. Anton sich wieder über eine Pfeifenorgel freuen konnte. Bis dahin musste die Gemeinde mit den mageren Klängen eines Harmoniums zufrieden sein.

Im September 1965 wurde das heutige Instrument aus der Werkstatt des Lübecker Orgelbauers Kemper eingeweiht. Emanuel Kemper hatte den vom Großvater gegründeten Familienbetrieb übernommen und baute zu seiner Zeit einige der größten Kirchenorgeln der Welt.

Nach rund 50 Jahren zeigten sich nun aber erhebliche Verschleißerscheinungen in Elektrik und Mechanik. Orgelbauer und Orgelsachverständiger, die die Orgel gründlich inspiziert haben, beschreiben die Tonmechanik als „teilweise extrem schwergängig, was ein virtuoses Orgelspiel einschränkt und fast unmöglich macht. Die elektrische Steuerung entspricht nicht mehr den heutigen Sicherheitsbestimmungen, da Kabelverbindungen direkt auf Holz verlaufen und im ungünstigen Fall sogar Brandgefahr besteht."

Disposition der Orgel

Aufbau der Orgel

Der Aufbau der Orgel folgte - wenn auch etwas verfremdet - dem Grundaufbau des sogenannten "Hamburger Prospektes", der durch die Orgelwerke in der Mitte mit zwei Pedaltürmen, die es flankieren, charakterisiert wird.

In St. Anton befand sich zu unterst der Spieltisch, direkt darüber ein mit Jalousien aus Plexiglas versehener Kasten, das Schwellwerk (II. Manual). Ihm obenauf stand das Hauptwerk (I. Manual), das klangliche Rückgrat der Orgel. Ganz oben unter der Kirchendecke hatte das Positiv (III. Manual) seinen Platz, welches ganz an der Rückwand stand und durch die Pfeifen der "Spitzgambe 8' " des II. Manuals verdeckt wurde. Zu beiden Seiten dieses Aufbaus war das Pedal (in C- und Cis-Seite geteilt) zu finden. Ein Charakteristikum hierbei waren die kupferfarbenen Prospektpfeifen des Prinzipalbass 16', die Kemper gerne verwendete.

Abbau der Orgel

Ein Mitglied des Kirchenchores stellte den Kontakt ins polnische Bogatynia, dem früheren Reichenau in Sachsen, her. Dort war man auf der Suche nach einer Orgel und die Kirchenverwaltung hat beschlossen, den Polen ihr Instrument zu schenken. Dort gibt es keine Kirchensteuer. Deswegen können sich die Gemeinden nur gebrauchte Instrumente leisten. Das im Vergleich zu Deutschland niedrigere Lohnniveau macht eine
Reparatur der Orgel in Polen jedoch rentabel.

Am Pfingstsonntag 2016 wurde die alte Antonorgel im polnischen Bogatynia eingeweiht. Der Kirchenchor von St. Anton war dazu eingeladen und brachte die Missa antiqua von Wolfram Menschick zur Aufführung.

Weitere Bilder/Ansichten der Kemperorgel

    Pfarrei St. Anton Ingolstadt

    Münchener Straße 40
    85051 Ingolstadt